7. Oktober 2011_Osterode. Es ist das Zukunftsthema, und es schweißt die Region Südniedersachsen zusammen. Ob Einbeck, Duderstadt, Hannoversch Münden, Northeim oder Osterode am Harz, überall stehen seit Jahrhunderten Fachwerkbauten, die das Bild der Kulturlandschaft zwischen Harz und Solling prägen. Beim genauen Hinsehen zeigen sich aber vor allem Leerstand, Sanierungssünden und drohender Verfall. Einer sinnvollen und modernen Sanierung wird oftmals der Neubau vorgezogen. Dabei wird ein Wohnen im Fachwerkhaus dem modernen Wohnstandard längst gerecht, sind sich Fachleute einig.
Die neuesten Erkenntnisse in Sachen „Leben und Wohnen zwischen alten Balken“ nach außen transportieren und den Bürgern die Angst vor dem finanziellen Risiko „Fachwerk“ nehmen, sind lösbare Herausforderungen. Beim 2. Fachwerktag Südniedersachsen, der Anfang Oktober in der Stadthalle in Osterode etwa 160 Gäste aus Handwerk, Kommunalpolitik, Stadtplanung, Regionalverbänden und Fachwerkhausbesitzern unter einem Dach vereinte, suchte man nach gemeinsamen Wegen zum Erhalt der Fachwerksubstanz. Dazu hatte die Stadt Osterode Prof. Dipl.-Ing. Manfred Gerner, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte e. V. und Prof.-Dr.-Ing. Viktor Wesselak von der FH Nordhausen als Experten in Sachen Zukunftsaufgaben und energetischer Sanierung geladen.
Während einer Podiumsdiskussion unter der Moderation von Dipl.-Ing. Dirk Puche, Planungsgruppe Lange und Puche aus Northeim, gelang es,  mit Vertretern der Teilnehmerstädte und Prof. Gerner konkrete Absichtserklärungen für vier Projekte auf den Weg zu bringen. Unter dem Arbeitstitel „Fachwerkmarke Südniedersachsen“, sollen Städtetourismus und eine Imagekampagne für zeitgemäßes Wohnen und Arbeiten in Fachwerkgebäuden gestartet sowie eine „Regionale Koordinierungsstelle Fachwerk“ eingerichtet werden. Die unabhängigen Beratungsmöglichkeiten für Bauherren und Handwerker in Fachwerkfragen sollen verbessert werden. Hierzu wird ein „Beratungszentrum Fachwerk“ unter der Federführung der Energieagentur Göttingen aufgebaut.
Dass individueller Beratungsbedarf für Bauherren besteht, die sich für die Sanierung eines historischen Gebäudes entscheiden und somit Kulturgut erhalten, war unter den Gesprächspartnern unumstritten. „Forcieren Sie die interkommunale Kooperation“, forderte Dirk Puche die Gesprächspartner auf.  Schließlich könne „die Wahrnehmbarkeit Südniedersachsens als eine der vielfältigsten Fachwerklandschaften der Welt durch den interkommunalen Schulterschluss“ verbessert werden. „Wir erklären die Projekte zur Chefsache und entwickeln sie mit den Bürgermeistern weiter“, so Puche. Damit könnte Südniedersachsen eine einzigartige Fachwerk-Siedlungs-Region in Europa und vielleicht sogar einmal zum UNESCO-Weltkulturerbe werden.