Heinz Moering und Helmhard Neuenhagen im Gespräch mit Dr. Rainer Wallmann, Erster Kreisbeigeordneter Werra-Meißner-Kreis
Von Diana Wetzestein

16. März 2017_Eschwege. „Der Ansatz des Holzbau-Clusters ist eine sehr gute Ergänzung zu den bestehenden Strategien im Werra-Meißner-Kreis. Die stoffliche Verwertung von Holz, z.B. als Baumaterial, sollte höchste Priorität haben, bevor die verbleibenden Holzsortimente energetisch genutzt werden. Bei mir stehen daher die Türen für eine Mitgliedschaft weit offen, weil damit das Handwerk und Holzwirtschaft gestärkt und wir als waldreicher Landkreis in den Fragen zum Holzbau unterstützt werden“, sagte Dr. Rainer Wallmann im Gespräch mit Heinz Moering und Helmhard Neuenhagen. Nachdem Landrat Stefan Reuß bereits Interesse am Cluster signalisiert hatte, äußerte sich damit auch der Erste Kreisbeigeordnete und Umweltdezernent des Werra-Meißner-Kreises sehr positiv über eine Mitgliedschaft im Holzbau Cluster und wird die formal erforderlichen Schritte einleiten.

Heinz Moering sieht das HCH als Netzwerkmanagement. Das, was bereits am Markt ist und sich etablieren konnte, will man einfach zusammenführen. Sieben Landkreise in Mittel- und Nordhessen wurden ins Cluster aufgenommen. Der Werra-Meißner-Kreis wäre der Achte. „Wir haben große Firmen dabei wie Egger aus Brilon oder ante-Holz aus dem Kreis Waldeck-Frankenberg, Fingerhaus und die Bundesvereinigung Pro Holzfenster, den Verband Deutsche Säge- und Holzindustrie, Zimmerer-Innungen, die Technische Hochschule Mittelhessen und den Verband Hessischer Zimmermeister aus Kassel. „Wer mitmachen und mitprofitieren will, ist willkommen“, sagte der Geschäftsführer des HCH, Heinz Moering.

„Obwohl die Zahl der Clustermitglieder in dieser Phase durch die Förderrichtlinien begrenzt ist, könnten nach erfolgreicher Arbeit irgendwann alle hessischen Landkreise beitreten“, sagte Helmhard Neuenhagen, Projektkoordinator des HCH. „Wir agieren schon jetzt in ganz Hessen und versuchen die Kooperation innerhalb der Holzwirtschaft zu verbessern“, so Neuenhagen. Vor allem in Ballungszentren werden Aufstockungen und mehrgeschossiger Holzbau in den kommenden Jahrzehnten gebraucht. Der Ansatz des HCH sei, eine Struktur zu schaffen, die es kleinen Betrieben möglich mache, auch an großen Projekten teilzuhaben und Aufträge zu bekommen. Dafür müsse die regionale Wertschöpfungskette optimiert werden, denn aufgrund der kleinen Strukturen hessischer Betriebe befürchte man, dass die Aufträge an Betriebe im europäischen Ausland vergeben würden. „Der Holzbau sollte ortsnah gestärkt werden. Das Holz kommt bestenfalls aus dem naheliegenden Wald, die Säge- und Handwerksleistungen aus der direkten oder ortsnahen Umgebung. Kooperationen für größere Bauvorhaben sind möglich, Beispiele finden wir im Cluster“, so Neuenhagen.

Der Erste Kreisbeigeordnete Wallmann hält „kurze Wege in allen Bereichen für aktiven Klimaschutz. Das Ziel unseres Landkreises ist es, bestehende Betriebe zu halten und zu stärken sowie möglichst auch neue Unternehmen bei uns anzusiedeln. Wenn alle genug Arbeit haben und von der Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt partizipieren können, wird das möglich sein. Mehr noch, die Holzwirtschaft hat dadurch eine wirklich gute Zukunft“, so Wallmann. Er sehe HERO e.V. aus Witzenhausen als wichtigen Partner im Cluster, der sich sowohl mit der stofflichen als auch mit der energetischen Verwertung von Biomasse beschäftigt. Das Angebot des HCH  ergänzt dazu die stoffliche Nutzung von Holz im Baubereich sehr gut, die Vorteile, die eine Mitgliedschaft für 800 Euro Beitrag im Jahr mit sich bringen, zahlten sich wieder aus.
Denn vom HCH gibt es allgemeine Informationen und Antworten auf spezielle Fragen aus den Bauämtern, von Architekten oder Handwerkern. Zudem werden Seminare angeboten, die spezielle Themen des Kreises beleuchten. Qualifizierte Referenten sprechen über neueste Produkte und Technologien im Holzbau, der Mitgliedsbeitrag wäre damit schon refinanziert. „Beim ersten Seminar dieser Art in Wetzlar wurde auch deutlich, dass in vielen Bereichen Unkenntnis vorherrscht. Darum bieten wir bald eine Exkursion zu Holzbauten an, damit die Information direkt vor Ort vermittelt werden können“, so Neuenhagen, der auch Wanderausstellungen, Informationsveranstaltungen für Bauherren in Neubaugebieten oder beim Bau von Spielplätzen anbot. Für die Akteure werden auch Werkstattgespräche angeboten, die individuell besetzt sind und deren Ergebnisse alle Mitglieder zeitnah erreichen.

In Wetzlar wurde Anfang Februar zu den Themen Holz-Fenster, Bauen mit Holz und Brandschutz referiert und diskutiert. Dort beteiligte sich HERO mit dem Thema der Ökologischen Dämmstoffe. „Wir sind sehr froh, dass wir HERO haben, können aber auch weitere Beratung durch das Cluster gebrauchen, damit der Holzbau weiter entwickelt wird“, so Dr. Wallmann. Genau das ist innerhalb des HCH möglich, denn das Netzwerk berät auch bei Vorplanung und Ausschreibung für Holzbauten. „Geplant ist eine Holzfachberatung in Person eines Experten, der für die Clustermitglieder zeitnah Antworten oder Ansprechpartner findet und auf ein Expertennetzwerk zurückgreifen kann“, sagte Heinz Moering. Die Finanzierung werde bereits geprüft.

Dr. Wallmann sieht die Vorteile im Austausch wichtiger Informationen und Erkenntnisse, er ist bereit, ein Teil des Netzwerkes zu sein und stellt sich als Ansprechpartner für energetische Quartierssanierung, Energie aus holziger Biomasse, Klimaschutz an Schulen und den Ökolandbau zur Verfügung. „Wir wollen in Zukunft die Dinge einfach besser machen“, sagte er und verwies auf das Bürgerhaus in Witzenhausen, einen Betonbau, der abgerissen werden musste, obwohl er noch keine 40 Jahre alt war. Die Holzhäuser in meiner Heimatstadt sind teilweise Jahrhunderte alt“, sagte er. Ihm sei es wichtig, ein sinnvolles Netzwerk aufzubauen und zu sehen, was es schon alles gibt. Der Werra-Meißner-Kreis ist Modellregion im Ökolandbau, gemeinsam mit dem Landkreis Kassel und der Uni Kassel. „Bundesweit einzigartig ist unser Modellvorhaben Energetische Quartierssanierung mit exzellenten Rahmenbedingungen für ein interkommunales Sanierungsmanagement. Wir haben unser Klimaschutzkonzept als Grundlage für die Umsetzung aller Vorhaben. An Grundschulen propagieren wir Energiesparen und an weiterführenden Schulen sind die Klimamessen dafür da, insbesondere die jungen Menschen, aber auch Pädagogen und Eltern zu erreichen“, sagte er.

Die Mitgliedschaft ist sinnvoll. Der Markt sagt dem Holzbau gute Zeiten voraus. „Bevor im Kreis eine ganze Schule neu gebaut wird, könnten wir uns den Fenstern widmen, weil man da schneller agieren kann“, schlug Wallmann vor. Bei der Entscheidung, aus welchem Material die Fenster gefertigt werden, sollten in Zukunft nicht nur der Preis, sondern auch Umweltbelastung und Nachhaltigkeit berücksichtigt werden. Das Holzbau Cluster bietet dazu die erforderliche Fachberatung an. Hohe Beratungsdienstleistung, Seminare und kostenfreie Referenten, Netzwerkmanagement, Klima- und Ressourcenschutz, Potential zur Stärkung Holzwirtschaft und der Ausbau der Wertschöpfungskette Holz. Mehr geht nicht.