Jürgen Ante ist Partner und Ansprechpartner im Holzbau Cluster Hessen (Diana Wetzestein)

15. Dezember 2016_Bromskirchen-Somplar. Der eigene Anspruch ist hoch. „Wir wollen aus rundem Holz nicht einfach nur eckiges machen, sondern daraus Produkte herstellen, die den genialen Rohstoff durch Weiterverarbeitung zu innovativen Holzbauprodukten veredeln“, sagte Jürgen Ante. Diese Firmenphilosophie ließ aus dem kleinen Sägewerk, das Großvater Josef Ante 1927 im nordrheinwestfälischen Winterberg-Züschen gründete, die familiengeführte ante-Gruppe werden. 850 Mitarbeiter arbeiten aktuell an vier Produktionsstandorten für eines der führenden Holzindustrieunternehmen in Deutschland und Europa. Jürgen Ante führt das Unternehmen seit 1982 vom Hauptgeschäftssitz Bromskirchen aus, heute sind Tochter Julia Ante und drei weitere Geschäftsführer für die ante Holz GmbH zuständig.

Luftbild vom Betriebsgelände in Bromskirchen (Foto: Ante)

Zuerst stellte man Schnittholz, Grubenholz und Besenstiele, dann verzimmertes Bauholz und Gartenholz her. Schnittholz ist bis heute Basisprodukt geblieben. Die Entwicklung von Konstruktionsvollholz (KVH) hat ante weltweit zum Marktführer dieses Produktes aus Fichte, Kiefer und Douglasie gemacht. Allein 260.000 Kubikmeter werden pro Jahr in Somplar und Rottleberode in Sachsen-Anhalt produziert. Durch Brettschichtholz (BSH) aus verleimten Brettlamellen wird das Angebot abgerundet. Dieses zukunftsweisende Produkt kann in großen Querschnitten produziert werden. Weitere Kernkompetenzen sind Produkte für Haus und Garten, sie werden am Standort Kozuchów in Polen gefertigt. Selbst aus den frischen Spänen, den sogenannten Säge-Nebenprodukten, werden am Ende der Produktionskette noch umweltfreundliche Biobrennstoffe in Form hochwertiger Pellets gepresst.
„Ante-Holz vertreibt seine Produkte grundsätzlich über den regionalen Holzhandel“, sagte Jürgen Ante. Lohnabbund von KVH und BSH wird in zwei Abbundzentren mit K2- und Speedcut-Anlangen neuester Generation von Hundegger ausgeführt. Auf den CNC-Abbundmaschinen kann praktisch alles verarbeitet werden, was der Kunde haben möchte. Der musste bisher über den Handel anfragen, was direkte Beratungen oder Informationsflüsse unterbunden oder erschwert habe, so Ante weiter. Hier möchte er im Holzbau-Cluster Hessen (HCH) Vorteile für die Partner dieses Netzwerkes schaffen. „Speziell diese Abbundleistungen können von Holzbauunternehmen oder leistungsfähigen Zimmereibetrieben bei uns jetzt auch direkt angefragt und bezogen werden“, so Ante.

Die Idee dazu entstand während des Gespräches mit Heinz Moering, Projektkoordinator des HCH. Darin sprach Jürgen Ante sich ganz klar für die aktive Mitarbeit im HCH aus. „Wir wollen auf jeden Fall ein innovativer und mit antreibender Partner sein. Unsere Türen und Tore stehen immer offen“, sagte er. Die Zusammensetzung der Akteure des HCH machten auf ihn einen vielversprechenden und kompetenten Eindruck, den Vorsitz an den neutralen Prof. Vogelsberg von der Technischen Universität Mittelhessen zu vergeben, sei eine „sehr gute Wahl“ gewesen, so Ante. „Wir können vom Rohstoff Holz über die Forschung bis zum Absatzmarkt alles vernünftig vernetzen“, sagte der Unternehmer. Er wolle möglichst viele Mitglieder persönlich kennenlernen, um ihnen zu zeigen, welche Möglichkeiten aus dem Hause ante genutzt werden könnten, aber auch selbst Impulse für wichtige Innovationen und Produktanforderungen im modernen Holzbau aufnehmen. „Viele brauchen vorgefertigte, konstruktiv genormte Produkte für Wände oder Dächer. Wir liefern diese nach ganz Europa, selbst nach Übersee, nicht nur nach Hessen und bringen diese Erfahrungen gerne mit ein“, sagte der Geschäftsführer. „Die direktere Ansprache der HCH-Mitglieder würde Hürden abbauen und vieles einfacher gestalten“, schlug er vor.

Das HCH ist nicht das einzige Cluster, an dem sich ante-Holz beteiligt. Im Spitzencluster BioEconomy Leuna forscht das Unternehmen an der nachhaltigen Bereitstellung und stofflichen Verarbeitung nachwachsender Rohstoffe. „Der Baustoffmarkt hat sich verändert und wird sich auch noch weiterverändern. Und das ist gut so“, sagte Jürgen Ante und nennt als Beispiel imprägniertes Holz, das nun erfolgreich durch getrocknetes Holz ersetzt werden konnte. „Es ist richtig und wichtig, Holzhäuser zu bauen, die dauerhaft, energieeffizient und ökologisch sind. Grundvoraussetzung hierfür ist trockenes Holz“, so Ante.

Davon schneidet und verarbeitet ante-Holz 1,2 bis 1,3 Millionen Festmeter Nadelholz im Jahr. Für das Unternehmen ist der nachhaltige Anbau von Nadelholz darum existenziell, aber auch ökologisch sinnvoll und unverzichtbar. Zudem werden Produkte aus Stahl und Beton durch einen nachwachsenden Rohstoff ersetzt. Vor allem der Fichtenholz-Anteil müsse darum weiterhin gewährleistet sein. Der Baum des Jahres 2017 wurde gerade nach dem 2. Weltkrieg vermehrt als Bauholz angebaut. Diese Bestände werden heute geerntet und leisten ihren großen Anteil im modernen Holzbau und den Hauptbeitrag in den Bilanzen der Forstbetriebe. Laut Aussage von Michael Gerst, Leiter Hessenforst, solle der prozentuale Anteil der Nadelhölzer im Mischwald von derzeit 42 Prozent bis ins Jahr 2050 gehalten werden. Ante wünscht sich hier „ein direktes Bekenntnis von Hessenforst und den Holzverwertern innerhalb des Clusters. Wie schwer es die hiesigen Holzverarbeiter hätten, zeige schon die Tatsache, dass es in „Hessen, Baden-Württemberg und Bayern die weltweit höchsten Fichten-Holzpreise gibt“, so Ante, der die Nadelhölzer bestenfalls im Umkreis von 50 bis 100 Kilometern um die Produktionsstandorte zu marktkonformen Preisen einkauft. Leider sei es aufgrund der hohen Preisstruktur in Hessen möglich, Rundholz aus Norwegen oder dem Baltikum zu gleichen und zweitweise sogar darunterliegenden Preisen zu beziehen, trotz der zusätzlichen Transportkosten. Viele Sägewerke hätten bereits schließen müssen und Hessen habe bereits jetzt kaum noch leistungsfähige Holzindustrien.

„Das Land und die Landkreise müssen erkennen, dass Nadelholz für die Holzindustrie und den Holzbau gebraucht wird“, sagte Heinz Moering und stellte ein Gespräch mit der Umweltministerin Prisca Hinz in Aussicht, das in Kürze geführt werden solle. Mit derlei Gesprächen hat Jürgen Ante bereits gute Erfahrungen in Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen gemacht. Demnach gebe es Holzinformationszentren, zudem beteiligten sich die Wirtschafts- und Umweltminister persönlich an Gesprächen über die Zukunft des Holzbaus, wo weitere Investitionen geplant seien, so Ante. Die könnten nur getätigt werden, wenn der Betrieb das Kapital dafür erwirtschaften könne. Die Holzpreise spielten dabei eine mitentscheidende Rolle. Aus rundem hessischen Nadelholz kann also eckiges gemacht werden, das in energieeffizienten und prestigeträchtigen Holzbauten die Vielfalt der Pflanze zeigt, aus der Hessen noch viel mehr machen könnte. Andere Bundesländer, die Alpenländer oder Skandinavien machen es vor.

Jürgen Ante nennt interessante Holzbauten: achtgeschossiges Wohngebäude in Bad-Aibling; achtgeschossiger „Life Cycle Towers“ in Dorbirn; dem konzipierten 17-geschosser „Barentshouse Kirkenes“ in Norwegen

Und rät, diese Toll-Wood-Studie über die Chancen und Risiken von bis zu 30-geschossigen Holzbauten in Nordamerika, zu lesen.