10. Mai 2017_Eschwege-Niederdünzebach. Es ist höchste Zeit für FINOLA. Schließlich sollen schon in etwa 100 Tagen einige Blüten und Blätter, etwas später dann der Samen geerntet werden. Das Saatgut dieser Hanfsorte konnte erst Ende vergangener Woche bestellt werden, am Mittwoch wurde er schon gedrillt. Auf bestem Boden und unter hervorragenden Bedingungen, wie Agraringenieur Tom Raasch erklärte. Denn auf dem Land der Biobäuerin Katharina Nennewitz, Biolandhof Werragut, zwischen Aue und Niederdünzebach sei selbst jetzt genug Wasser im Boden, zusätzliches Düngen nicht nötig und das Unkraut werde später in Handarbeit entfernt.
„Der kalte April ist vorbei, die höheren Temperaturen im Mai lassen die Saat innerhalb von drei Tagen keimen“, sagte Raasch, der als Landwirtschaftlicher Berater von den Stadtwerken Eschwege beauftragt wurde. Die Idee, Ölhanf in Bioqualität vor Ort anzubauen, kam von Erich Böck, Naturbauhaus und Hanfvertrieb Werratal, aus Wanfried. Er war es auch, der einige Landwirte vom Versuchsanbau des Faserhanfes überzeugen konnte. 40 Hektar wurden Ende März auf konventionell bewirtschafteten Böden im Werratal gedrillt.
Doch der eine Hektar Land der Biobäuerin ist für Erich Böck ein echter Glücksgriff. Schließlich will er beim Tag der Regionen im September erstmals Hanfsamenöl aus dem Werratal in Bioqualität anbieten, diese Idee trieb die Projektbeteiligten an, den Ölhanf in diesem Jahr noch zu anzubauen.
Bei der Realisierung erwies sich Tom Raasch einmal mehr als Motor der jüngsten Hanfprojekte im Werratal. Durch seine Netzwerkarbeit gelang es in kürzester Zeit, die Fläche zu organisieren und Christoph Gleim, ein Nachbar vom Biolandhof Werragut, mit dem Auftrag zum Drillen in dieses Gemeinschaftsprojekt mit einzubinden. Sympathisch und dynamisch tue er das und überzeuge mit Fakten, sagte Katharina Nennewitz, für die Raasch am Ende noch einen positiven Deckungsbeitrag errechnet hat. Zudem überzeuge sie die Aussage, dass der Hanfanbau die Bodenqualität und den Wasserhaushalt positiv beeinflussen werde. Die einfache Bewirtschaftung, die Handarbeit und null chemischen Pflanzenschutz oder -dünger sprächen ebenfalls dafür.
„Die Natur gibt mir alles, darum will ich gut mit ihr umgehen und die Felder wirklich nachhaltig und sinnvoll bewirtschaften“, sagte die Landwirtin, die seit 2010 für das Land ihrer Familie die Verantwortung trägt. Als sie vom Projekt des biologischen Hanfanbaus hörte, war sie überzeugt und möchte bei diesem Thema von Anfang an dabei sein.
Im besten Fall könnte sie im September zwischen einer und zwei Tonnen Hanfsamen an Erich Böck liefern, der könnte darauf 300 Liter Hanföl pressen. „Alles Bio aus dem Werratal, das war meine Vision vor drei Jahren und jetzt ist die zum Greifen nah“, sagte er. Und dass es Zeit und die richtigen Akteure brauche, um neue Wege gehen zu können. Die Idee, Hanf ins Werratal zu holen, stammt aus den Reihen der Bürgergruppe Wanfried, dort ist Erich Böck aktiv tätig, vertreibt im eigenen Laden ökologische Dämm- und Baustoffe und jetzt auch Nahrungsmittel, Textilien und Kosmetik aus Hanf. Am 10. Juni von 11 bis 16 Uhr veranstaltet er den Hanffeldtag in Schwebda, dort wird gemeinsam mit Tom Raasch die Pflanze vorgestellt, für deren Renaissance es höchste Zeit ist.