Von Diana Wetzestein und Birgid Eisenbach
Limburg. Das Werner-Senger-Haus ist für die Fachwerkgästeführerin Birgid Eisenbach eines der schönsten Fachwerkhäuser Limburgs. „Neben der Diamantquaderbemalung hat es auch noch eine interessante Geschichte“, sagt die versierte Gästeführerin. Der Name des Hauses, in dem sich heute ein Lokal befindet, sei mit dem Stifter Werner-Senger eng verbunden, obwohl dieser nie in diesem Haus, sondern nur in der nahegelegenen Brückenstraße gelebt habe. Die Stadt Limburg verdanke diesem aber noch heute eine der größten privaten Stiftungen Hessens, erzählt Birgid Eisenbach.
Das Haus mit der Nr. 5 am alten Leinenmarkt wird erstmals 1274 erwähnt, als Gisela Weiß, deren Nachname in einer Inschrift „WYSS“ geschrieben wird, das Haus dem Kloster Eberbach in Erbpacht übergibt. Damit dürfte es mindestens um 1250 erbaut worden sein. Das Hallenhaus brannte 1289 bei dem großen Stadtbrand aus, wurde aber bald wieder hergerichtet. Es ist das älteste belegte und identifizierte Limburger Haus, ein dreiseitiger Steinbau mit einer Fachwerkwand, die um 1600 erneuert wurde.
Die außerordentlich aufwändige Diamantquaderbemalung des Fachwerks zeichnet dieses Haus äußerlich aus, im Inneren verbirgt sich ein fünf Meter tiefer kreuzgratgewölbter Keller. In diesem Keller wurden auch einige Deserteure in Verwahrung genommen, seit 1802 war dort der Dienstsitz der „Kaiserlichen Werbung“, eine Art Wehrdienststelle. Sogar Johannes Bückler, der als Schinderhannes sein Unwesen trieb und sich als Jacob Schwickard im Werbehaus als kaiserlicher Soldat verpflichten lassen wollte, hatte man dort in Gewahrsam.
Er galt als der bekannteste Räuber Deutschlands, der es in seiner kurzen kriminellen Karriere zwischen 1795 und 1802 auf 211 Delikte brachte, darunter vor allem kleinere Vieh- und Lebensmitteldiebstähle, aber wegen Mordes, Raub und zahlreicher Überfälle wurde er am 31. Mai 1802 verhaftet. Nach Verhören und einem aufsehenerregenden Prozess, wurde der Schinderhannes am 21. November 1803 vor 15.000 Zuschauern in Mainz durch das Fallbeil hingerichtet.
Diese Geschichte trübte nicht die Geschichte der Familie Weiß. Sie war eine bedeutende Patrizierfamilie, die auch in Frankfurt und in der Wetterau im Großhandel mit Limburger Tüchern eine bedeutende Rolle spielte. Ihr Limburger Haus befand sich über Jahrhunderte hinweg im Besitz bedeutender Patriziergeschlechter der Stadt. Zu diesem Haus gehörte auch die „Gerechtsame“, was den Bewohnern der Brückengasse und denen „von über der Brück“ das Recht einräumte, den Durchgang durch das Haus und über die große Treppe zum Dom zu gehen. Nur sonntags war der Durchgang erlaubt, zum Hochamt über eigens dafür gestreuten weißen Sand.